Das körpereigene Immunsystem reagiert häufig nicht entschieden genug gegen die Papillomaviren,
die die Gewebeveränderungen im Gebärmutterhals hervorrufen. Die Erreger können somit im Verborgenen
ihre gefährliche Wirkung entfalten. Eine Ursache für die Untätigkeit des Immunsystems haben der
Gynäkologe Cichon und sein Team aufgedeckt. Sie fanden heraus, dass in dem durch Papillomaviren
veränderten Gewebe sogenannten regulatorischen T-Zellen in auffallend hoher Dichte vorkommen.
Dieser spezielle Typ von Immunzellen kann immununterdückend wirken und auf diese Weise
ungewollt das Fortbestehen der Virusinfektion fördern.
Die Berliner Forscher sehen hier den entscheidenden Anknüpfungspunkt für eine Therapie und
haben daher weitere Untersuchungen vorgenommen. Am Beispiel von infizierten Mäusen konnten
sie bereits nachweisen, dass es spezielle „Schalter“ (Rezeptoren) auf der Oberfläche
regulatorischer T-Zellen gibt, die, wenn man sie umlegt, die immununterdrückende Wirkung
der regulatorischen T-Zellen abschalten.
In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt will das Berliner Team die
entsprechenden „Schalter“ und Signalwege auf menschlichen Immunzellen ausfindig machen.
In einem nächsten Schritt wollen die Forscher dann Wirkstoffe entwickeln, die dem Immunsystem
helfen, die Infektion mit krankheitsauslösenden Papillomaviren erfolgreicher zu bekämpfen.
„Auf diese Weise könnten in Zukunft operative Maßnahmen zur Entfernung der Gewebeveränderungen
im Gebärmutterhals überflüssig werden“, erläutert Günter Cichon. Er weist darauf hin, dass
die neu eingeführte und oft zitierte HPV-Impfung zwar wirksam vor einer Erstinfektion mit
Papillomaviren schütze. Sie habe jedoch keinerlei therapeutische Wirkung bei Frauen, die
bereits mit HPV infiziert seien und schon an Veränderungen des Gebärmutterhalses leiden.
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 200.000 Euro.
Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten
im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio.
Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung
geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.
Kontakt (Projektleitung):
PD Dr. med. Günter Cichon
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, habil. Zellbiologie
Charité – Campus Benjamin Franklin, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin
Tel: 030 8445-64-1342
E-mail: guenter.cichon@charite.de
Quelle: Wilhelm-Sander-Stiftung
www.wilhelm-sander-stiftung.de
August 2012 |
Literaturreferate
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