Jede Körperzelle verfügt über ein äußerst komplexes Wahrnehmungssystem: So genannte Rezeptoren,
also Eiweiße, die wie Antennen aus der Zelloberfläche hervorragen, überwachen die Umgebung der Zelle.
Nehmen die Rezeptoren einen bestimmten Reiz von außerhalb wahr, etwa einen bestimmten chemischen
Botenstoff, so wird diese Information direkt an das Zellinnere weitergeleitet. Dadurch werden
bestimmte Gene an- oder abgeschaltet.
Zu diesen Botenstoffen gehört auch der so genannte epidermale Wachstumsfaktor EGF. Dieser stößt
eine Signalkette an, die die Zelle dazu bringt, sich zu teilen. Die passende Zell-Antenne, der
ErbB-Rezeptor, ist in vielen Tumorarten überaktiv, etwa bei Lungen-, Eierstock- oder Brustkrebs.
Die Folge: Das Wachstumssignal wird zu häufig übertragen, und es kommt zu einer beschleunigten
Zellteilung – der Tumor wächst unkontrollierbar. Seit langem arbeiten Forscher daran, die Aktivität
dieses Teilungs-Rezeptors bei Krebszellen zu unterdrücken.
Das Team um PD Dr. Véronique Orian-Rousseau vom Institut für Toxikologie und Genetik des
Forschungszentrums Karlsruhe verfolgt nun eine neue Strategie: Sie greifen nicht den ErbB-Rezeptor
selbst an, sondern ein wichtiges Partnermolekül. Denn die Zellteilung zu regulieren ist für den
Körper so wichtig, dass sie zusätzlich gesichert ist: Um aktiv zu werden, benötigt der ErbB-Rezeptor
noch ein weiteres Signal – ein als Ko-Rezeptor bezeichnetes Oberflächenmolekül. Rezeptor und
Ko-Rezeptor verbinden sich, sobald der passende Botenstoff andockt, und werden so aktiv.
Die Wissenschaftler vermuten, dass das Eiweiß mit dem wissenschaftlichen Namen CD44 als
Ko-Rezeptor für das Wachstum von Brustkrebstumoren arbeitet. „Wir wollen die Interaktion von
CD44 und des ErbB-Rezeptors unterdrücken“, erläutert Orian-Rousseau. „Gelingt es uns, mit
diesem Ansatz den Rezeptor zu blockieren, könnte das zu völlig neuen Therapiestrategien gegen
Brustkrebs führen.“
„Derzeit erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 59.000 Frauen an Brustkrebs“, betont
Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „Daher ist es wichtig, neue
und innovative Therapiemöglichkeiten gegen diese Krebserkrankung zu entwickeln.“
Quelle: Deutsche Krebshilfe
Oktober 2011 |
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Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs