Brustkrebs: Antikörper halten seit zehn Jahren Tumorzellen von Patientin in Schach


Die Verlängerung des Überlebens bei guter Lebensqualität ist das Therapieziel bei Krebspatienten, bei denen ein Tumor Zellen ausstreute, die sich bereits zu Metastasen entwickelten. Eindrucksvoll ist der Therapieerfolg bei einer Patientin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden. Seit zehn Jahren erhält sie eine Antikörpertherapie, die bislang erfolgreich die Bildung neuer Metastasen verhindert. Die Patientin erhält dazu wöchentlich eine Infusion mit dem Medikament Trastuzumab - am 7. November erfolgte nun die 500. Gabe. Dank dieser Therapie konnte sie ihren 70. Geburtstag ohne wesentliche Einschränkungen feiern.

"Frau R. ist ein beeindruckendes Beispiel für den Erfolg einer modernen, individualisierten Krebsmedizin", sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Leiterin des Gynäkologischen Krebszentrums sowie des Regionalen Brustzentrums Dresden am Universitäts Krebscentrum. Brustkrebspatientinnen, bei denen nach Entfernung des ursprünglichen Tumors Metastasen auftreten, bleibt die durchschnittliche Überlebenszeit auf wenige Jahre begrenzt. Dank moderner Diagnoseverfahren ist es Pathologen möglich, die Beschaffenheit der ausgestreuten Krebszellen genau zu analysieren. Auf Basis dieser Ergebnisse können die behandelnden Ärzte unterschiedliche Medikamente ganz gezielt einsetzen, um das ungezügelte Wachstum der Tumorzellen zu stoppen. "Leider verändern im Laufe der Jahre die Tumorzellen oft ihre Beschaffenheit, so dass die Medikamente ihre Wirkung verlieren. Doch bei Frau R. hält die Antikörpertherapie die Krebszellen weiterhin in Schach", sagt die auf Krebstherapie spezialisierte Gynäkologin Dr. Karin Kast.

Antikörpertherapie stoppt Krebszellen auf sanfte Weise

Insbesondere beim Kampf gegen Brustkrebs steht den Ärzten eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung. Weil Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung der Frau ist, können neue Therapieansätze anhand einer Vielzahl von Patientinnen in Studien rasch auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Wird Brustkrebs erstmals entdeckt, wird der Tumor je nach Art und Beschaffenheit auf unterschiedliche Weisen entfernt beziehungsweise bekämpft. Neben der Operation sind dies die Strahlen-, die Antihormon- und die Chemotherapie. Letztere hat je nach ihrer Wirkungsweise unterschiedliche Nebenwirkungen. Kommen Zellgifte zum Einsatz, die das rasche Wachstum des Tumors unterbinden, werden auch andere schnellwachsende Zellen - etwa die für das Haarwachstum verantwortlichen - geschädigt.

Anders ist es bei den Antikörpertherapien: Hierbei werden Moleküle über Infusionen eingeschleust, die sich ganz gezielt an Krebszellen ankoppeln. Dadurch können sie entweder deren Wachstum blockieren oder vom Immunsystem des Körpers als Tumorzelle erkannt und zerstört werden. Doch die Antikörpertherapie muss zur Krebszelle passen wie ein Schlüssel zum Schloss. Um das festzustellen, lassen die Krebsspezialisten der Uni-Frauenklinik Tumorgewebe vom Institut für Pathologie untersuchen. Die Krebsspezialisten können feststellen, über welche Rezeptoren die jeweiligen Zellen verfügen. Anhand dieser Ergebnisse fällt die Entscheidung für eines der verfügbaren Medikamente.

Trotz Therapieerfolg ist engmaschige Kontrolle wichtig

Heute, 18 Jahre nach der ersten Brustkrebsdiagnose gilt Frau R. als tumorfrei. Doch anders als bei anderen Patientinnen, bei denen der Krebs vor der Erstbehandlung noch nicht ausgestreut hat und die meist keinen Rückfall erleiden, wurden bei ihr bereits 1998 erstmals Lungenmetastasen festgestellt und mit Chemotherapie und antihormoneller Therapie behandelt. Trotzdem bildeten sich weitere Tochtergeschwüre in der Lunge. Erst mit dem Wechsel ins Dresdner Uniklinikum und dem Start der Antikörpertherapie stabilisierte sich die Situation. Dank einer engmaschigen Kontrolle - die Lunge der Patientin wird regelmäßig mittels Computertomographie kontrolliert - wurde 2010 eine neue Metastase in einem frühen Stadium entdeckt und operativ entfernt. Seit dem gab es keine neuen Befunde. Der Antikörper schafft es derzeit, alle im Körper eingenisteten Zellen in Schach zu halten und sie am ungezügelten Wachstum zu hindern. Aufgrund dieser schlummernden Zellen gilt Anette R. nicht als geheilt. Vor jeder Untersuchung der Lunge durchlebt sie die beklemmende Situation der Ungewissheit. Doch die agile Dresdnerin setzt alle Hoffnungen weiterhin auf die Antikörpertherapie und führt gewissenhaft Buch über die Infusionen.

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden



November 2013

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Vulväre intraepitheliale Neoplasie
Präinvasive genitale Läsionen mit erheblich ange stiegener Inzidenzrate

Literaturreferate
GeparQuattro-Studie:
Neoadjuvante Therapie mit Trastuzu-mab bei HER2-positivem Brustkrebs

Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs

Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs