Merck und Pfizer haben den Start der Phase-III-Studie JAVELIN Ovarian 100 bekannt gegeben. Es ist die erste Phase-III-Studie mit Zusatz eines Immuncheckpoint-Inhibitors zur Standard-Erstlinienbehandlung bei Ovarialkarzinom. Gegenstand der Studie ist die Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von Avelumab* in Kombination mit und/oder als Erhaltungstherapie nach einer platinbasierten Chemotherapie bei unbehandelten Patientinnen mit epithelialem Ovarialkarzinom im lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium III oder IV. JAVELIN Ovarian 100 ist die erste Phase-III-Studie, die den Zusatz eines Immuncheckpoint-Inhibitors zur Standardbehandlung als Erstlinientherapie bei diesem aggressiven Tumortyp untersucht. „In einer noch frühen laufenden Studie hat Avelumab bereits ermutigende Tumoransprechraten bei Patientinnen mit rezidivierendem oder refraktärem Ovarialkarzinom gezeigt“, sagte Dr. Alise Reicin, Leiterin der globalen klinischen Entwicklung im Biopharma-Geschäft von Merck. „Die Überlebensprognosen beim Ovarialkarzinom im fortgeschrittenen Krankheitsstadium sind bisher schlecht. Von Avelumab erhoffen wir uns eine Veränderung des Krankheitsverlaufs und eine potenzielle Erhöhung der aktuellen Fünf-Jahres-Überlebensrate.“
JAVELIN Ovarian 100 ist eine offene, internationale, multizentrische, randomisierte (1:1:1)
Phase-III-Studie bei zuvor unbehandelten Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem oder
metastasiertem Ovarialkarzinom (Stadium III oder IV). Die Studie soll die potenzielle
Überlegenheit von zwei Erstlinien-Schemata mit Avelumab in Kombination mit einer platinbasierten
Chemotherapie gegenüber alleiniger Chemotherapie untersuchen. Bewertungskriterium ist das
progressionsfreie Überleben. Die Studie wird ca. 950 Patienten einschließen, die entweder
Avelumab parallel zur oder im Anschluss an die Chemotherapie bzw. nur die Chemotherapie
erhalten. „Patientinnen mit Ovarialkarzinom benötigen weitere Behandlungsoptionen. Wir
erhoffen uns eine ergänzende Wirkung von der Kombination von Avelumab mit etablierten
Behandlungen wie der platinbasierten Chemotherapie“, sagte Dr. Chris Boshoff, Leiter
Early Development, Translational and Immuno-Oncology der Geschäftseinheit Onkologie
bei Pfizer. „Aus den nun bereits zwei laufenden Studien erwarten wir Ergebnisse, um
bei dieser schwierig zu behandelnden Tumorart weitere Fortschritte zu erzielen.“ Die
Allianz will sich in der Therapie von Eierstockkrebs weiter etablieren. Im Dezember 2015
hatten Merck und Pfizer den Start einer internationalen Phase-III-Studie zu Avelumab bei
platin-resistentem/-refraktärem Ovarialkarzinom mitgeteilt. Mit Stand vom Mai 2016 sind
im gesamten klinischen Entwicklungsprogramm JAVELIN zu Avelumab ungefähr 2200 Patienten
eingeschlossen, die in über 15 Tumorindikationen behandelt werden. Weitere Informationen
zu Avelumab finden Sie unter www.powerofcombination.com.
*Avelumab ist der vorgeschlagene generische Wirkstoffname für den monoklonalen Antikörper
Anti-PDL1 (MSB0010718C). Avelumab befindet sich derzeit in der klinischen Prüfung.
Für Avelumab wurde bisher weder die Sicherheit noch die Wirksamkeit nachgewiesen.
Es gibt keine Garantie, dass ein Produkt in einer der untersuchten Indikationen bei
einer der weltweiten Gesundheitsbehörden zugelassen wird.
Quellen:
[1] GLOBOCAN2012. International Agency for Research on Cancer. World Health Organization.
http://globocan.iarc.fr/Default.aspx. Zuletzt aufgerufen am 1. Juni 2016.
[2] Ovarian Cancer Statistics. World Cancer Research Fund International.
http://www.wcrf.org/int/cancer-facts-figures/data-specific-cancers/ovarian-cancer-statistics.
Zuletzt aufgerufen am 1. Juni 2016.
Ovarialkarzinom
Das Ovarialkarzinom ist die gynäkologische Krebsart mit der höchsten Sterberate weltweit.
Jedes Jahr wird bei fast 250 000 Frauen weltweit die Diagnose Eierstockkrebs gestellt [1].
Bei Frauen in Europa und Nordamerika ist das Ovarialkarzinom am stärksten verbreitet [2].
Die Tumoren gelten als platinresistent, wenn die Erkrankung innerhalb von sechs Monaten
nach Abschluss einer platinbasierten Chemotherapie voranschreitet. Ein Viertel der
Patientinnen (über 4.300 Frauen), die nach Erstbehandlung einen Rückfall erleiden,
haben einen platinresistenten Tumor und damit die am schwierigsten zu behandelnde Krebsart.
Avelumab
Avelumab (auch bekannt als MSB0010718C) ist ein in der Prüfung befindlicher rein humaner
Antikörper, der spezifisch an ein Protein bindet, das auf Tumoren zu finden ist: den
programmierten ZelltodLiganden 1 oder kurz PD-L1. Avelumab soll über einen zweifachen
Wirkmechanismus verfügen, der das Immunsystem befähigen soll, Krebszellen aufzuspüren
und anzugreifen. Durch die Bindung an PD-L1 soll Avelumab Tumorzellen daran hindern,
selbst PD-L1 zu nutzen, um sich vor weißen Blutkörperchen wie den T-Zellen zu schützen,
und sie dadurch dem Angriff durch Immunzellen aussetzen. Im Rahmen eines als
Antikörper-abhängige zelluläre Zytotoxizität oder kurz ADCC bekannten Prozess könnte
Avelumab weiße Blutkörperchen wie die sogenannten natürlichen Killerzellen unterstützen,
Tumoren zu finden und anzugreifen.
Allianz von Merck und Pfizer
Merck und Pfizer verfolgen die Immunonkologie mit höchster Priorität. Im Rahmen der
globalen strategischen Allianz zwischen Merck und Pfizer profitieren beide Unternehmen
von ihren jeweiligen Stärken und Kompetenzen, um das therapeutische Potenzial von
Avelumab weiter zu erforschen. Hierbei handelt es sich um einen in der Prüfung befindlichen
Anti-PD-L1-Antikörper, der ursprünglich von Merck entdeckt und entwickelt wurde. Diese
immunonkologische Allianz wird Avelumab gemeinsam entwickeln und vermarkten sowie den
PD-1-Antikörper von Pfizer weiter vorantreiben. Ihr Schwerpunkt liegt in der Entwicklung
von vorrangigen internationalen klinischen Programmen zur Untersuchung von Avelumab als
Monotherapie wie auch in Kombinationstherapien, um neue Therapieoptionen für
Krebserkrankungen zu finden.
Merck KGaA
Juli 2016 |
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs