Beeinflusst der Serum-Testosteronspiegel die Prognose von postmenopausalen Brustkrebspatientinnen?

Das Brustkrebsrisiko hängt auch von Faktoren mit einem Einfluss auf die Höhe der endogenen Sexualhormonspiegel ab. In einem Kollektiv postmenopausaler Brustkrebspatientinnen wurde untersucht, ob speziell dem Serum-Testosteronspiegel eine prognostische Rolle hinsichtlich des Überlebens frei von Krebs verursachten Ereignissen zukommt (Micheli A, et al., 2007):

Das Studienkollektiv bestand aus 194 postmenopausalen Frauen, die mit einem frühen Brustkrebs (T1-2N0M0) operiert worden waren und zu keinem Zeitpunkt eine Chemotherapie oder endokrine Therapie erhalten hatten. Blutproben waren im Mittel drei Monate nach der Operation gesammelt und das Plasma bei -80° Celsius gelagert worden. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 14 Jahre.

Längeres Überleben bei niedrigem Testosteronspiegel

Die Teilnehmerinnen wurden auf zwei gleich große Gruppen mit Serum-Testosteronspiegeln <0,4 ng/ml und Serum-Testosteronspiegeln 0,4 ng/ml verteilt. Die grundlegenden Charakteristika der Patientinnen wie Alter, Tumorgröße, Histologie und Behandlung (brusterhaltende Op. oder Mastektomie) unterschieden sich in beiden Gruppen nicht wesentlich.

Das ereignisfreie Überleben war in der Gruppe der Frauen mit einem Testosteronspiegel 0,4 ng/ml signifikant kürzer als in der Gruppe mit niedrigerem Testosteronspiegel. Der Unterschied war nach dem dritten Nachbeobachtungsjahr deutlich.

Bei einer Kategorisierung der Patientinnen nach Tertilen der Testosteronspiegel zeigte sich ein signifikanter linearer Trend: Unter Berücksichtigung jedes mit Krebs im Zusammenhang stehenden Ereignisses betrugen die Hazard Ratio (HR) für die aufsteigenden Tertilen 1,0-2,0 und 2,41. Die entsprechenden HR für Brustkrebsereignisse waren 1,0-1,83-1,98 und für einen zweiten nicht mammären Krebs 1,0-3,36-5,46.

Bei einem hohen Serum-Testosteronspiegel haben postmenopausale Brustkrebspatientinnen (ohne adjuvante Therapie) eine schlechtere Prognose als bei niedrigem Testosteronspiegel.

Die Daten entstammten klinischen Untersuchungen, deren Konzipierung fast zwei Jahrzehnte zurückliegt. Das hat den Nachteil, dass das damalige diagnostische und therapeutische Vorgehen nicht unbedingt heutigen Standards entspricht. Insbesondere wurden in damaliger Zeit prognostische Faktoren wie der Hormonrezeptorstatus, HER2- und die p53-Expression nicht systematisch bestimmt. Die Autoren vermerken allerdings, dass sich die Ergebnisse nicht wesentlich änderten, wenn der Estrogenrezeptorstatus – in Fällen, in denen er bekannt ist – in eine multivariate Analyse mit einbezogen wurde.



Micheli A, Meneghini E, Secreto G, et al. 2007. Plasma testosterone and prognosis of postmenopausal breast cancer patients. J Clin Oncol 25:2685-2690.


September 2007 red.  
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Vulväre intraepitheliale Neoplasie
Präinvasive genitale Läsionen mit erheblich ange stiegener Inzidenzrate

Literaturreferate
GeparQuattro-Studie:
Neoadjuvante Therapie mit Trastuzu-mab bei HER2-positivem Brustkrebs

Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs

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